Erinnern und leben
Langsam trudeln alle wieder von ihren Reisen und Urlauben ein- und haben sich in den vergangenen Wochen etwas Wichtiges geschaffen: Gemeinsame Zeit mit anderen, Begegnungen, Erinnerungen. Erinnerungen sind wichtig. Sie bieten auch Jahre später noch Gesprächsstoff: „Weißt du noch, damals, als…“ Mit „Weißt du noch?“ beginnen die Geschichten, die uns bis heute tragen.
Es ist kein nostalgisches Erinnern an gute, alte Zeiten, in denen der Himmel noch blauer war und die Menschen netter. Es ist ein Erinnern, aus dem wir Kraft schöpfen, wenn der Alltag uns herausfordert und uns manches mühselig erscheint. Es baut uns auf, wenn wir an Gewesenes denken: Weißt du noch? Erinnerungen schweißen uns mit anderen zusammen; sie lassen uns erkennen, dass wir keine Einzelwesen sind, sondern mitten drin im Leben mit anderen. Damals wie heute.
So gesehen waren die Gottesdienste der Sommerkirche bei aller Gegenwärtigkeit ebenfalls Feste der Erinnerung- wie es jeder Gottesdienst ist. Es wurden Taufen gefeiert, Abendmahl geteilt, kleine und große Menschen mit Wasser und Geist gesegnet- das tun wir nicht aus uns heraus. Wir tun es aus der Erinnerung heraus, dass uns einmal jemand ins Leben gerufen hat. Dass einmal jemand gesagt hat: Ich hab dich lieb. Ich erinnere mich an dich. Ein Leben lang. Offenbar brauchen Menschen diese immer wieder kehrenden Erinnerungen. In Geschichten, Bildern. In Liedern und Gebeten. Erinnern ist nichts negativ rückwärtsgewandtes. Erinnern ist eine Gabe, die es zu stärken gilt: Das, was wir erinnern, gibt uns die Sicherheit, dass wir schon vieles erlebt und gemeistert haben- Schweres und Schönes gleichermaßen. Ein großer Schatz, der uns gegeben ist. Bewahren wir ihn!
Pastorin B. Kattwinkel-Hübler, Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Andreas Verden